Die Handentspannungen sind für mich langsam zu einer Ersatzreligion geworden, die großes Suchtpotential bergen. „Unsere tägliche Befriedigung gib uns heute, liebe Wichsgöttin der Wahl. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht quälend lang in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen des sexuellen Drucks. Denn dein ist das erotische Reich, die ausdauernde Kraft im Handgelenk und die händische Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“

Natürlich empfahl ich Veronas Massagen bei meinen Bukkake-Bekanntschaften, von denen ich fast unisono begeisterte Rückmeldungen bekam. „Du, ich wollte im Stehen abgewichst werden. War alles überhaupt kein Problem. Habe allerdings die normale zwanzig-Euro-Nummer gewählt, die Frau war nackt und ich durfte Anfassen. Hab alles quer über ein auf den Boden liegendes Handtuch gespritzt.“

Ist doch immer schön, wenn man Rückmeldungen bekommt. Und es ist natürlich noch schöner, wenn meine mir selbst langsam unheimliche Begeisterung auf Verständnis trifft. Da die Osteraktion „zehn Minuten Handentspannung für zehn Euro“ ja nun ausläuft, kann ich einfach nicht widerstehen eine letzte Erfahrung mit einer weiteren Männermasseurin anzustreben. Denn der Spruch „kennste eine, kennste alle“ trifft auf die Damen nämlich genau nicht zu, jede fügt einem auf charaktervoll, individuell-verschiedene Weise ein Schleudertrauma in der Lendenregion zu. Hemd und Hemmungen fallen in diesem so empathischen Etablissement bei mir jedenfalls in einer Geschwindigkeit, die mir als zurückhaltender Mensch bislang von mir selbst völlig unbekannt und fremd waren.

Coco, super-weiblich, mit weichen Rundungen, mit ganz viel Gefühl, öffnet mir im schwarzen Mieder die Tür, die mir nach meinem vierten Besuch jeweils am Folgetag langsam schon so vertraut ist wie meine eigene Wohnungstür. Ihre temperamentvollen schwarzen Haare hält sie zum Zopf gebunden im Zaum, sodass sie mir mit offener Stirn entgegentritt und mich mit ihren wachen Augen, deren Wimpern verlängert sind, über die aktuelle Lage an den Liegen aufklärt: „ich bin momentan als Einzige frei – wäre das für dich in Ordnung?“

Mensch, ich komme ungefrühstückt gleich zu Beginn der Öffnungszeiten und trotzdem haben alle Mitarbeiterinnen bereits alle Hände voll zu tun. Die befriedigen hier wie’s Brezelbacken. Da ich denke bei Coco in guten Händen zu sein, nehme ich die Wahl ohne Auswahl an. Aufgrund Cocos russischer Seele und ihrem Sprachduktus ist sie etwas schwer zu verstehen, aber man hört sich ein. Ich verabschiede mich von einem Zehn-Euroschein und meinen Textilien, genau in dieser Reihenfolge, dann kommt Coco offenbar noch mal kurz im Gesicht aufgeschminkt, nachdem sie wie ein Eichhörnchen das ihr Überreichte verstecken ging, zu mir, wirft einen Blick auf ihr halbsteifes Arbeitsmaterial für die nächsten Minuten und strahlt sowas wie Zuversicht aus, diesen Schwanz mühelos eins auszuschenken.

Spiegelein, Spieglein an der Wand, wer geht dir denn da zur Hand? Das ist mir vorher noch gar nicht aufgefallen, dass dieser kleine Raum zahlreiche Spiegel beherbergt, die absichtsvoll raffiniert angebracht sind. Denn mir gelingt es Coco so von fast allen Seiten zu inspizieren. Allerdings hängt der üppig Geschminkten aus ihrem schwarzen Mieder ihr üppiger Busen heraus, sogar die Nippel blitzen hervor, sodass man für die beste aller Aussichten eigentlich bloß nach vorne schauen muss.

„Da kann man nicht meckern“, kommentiert es Coco selbstbewusst, der natürlich nicht entgangen ist, wo ich gerade hinschaue. Coco kümmert sich in einer ausgefuchsten Art um meine Kokosnüsse. Ja, ganz so groß sind sie nicht, aber da die Hoden Coco behandelt, schien mir die Bezeichnung angebracht. Eine Hand liegt eine körperliche Symbiose aufbauend über meinem Schamhaaransatz, während sie sich als phantastische Eierkraulerin in Szene setzt. Mal sind es nur ihre Fingerspitzen, die meine Hoden in Verzückung setzen, mal massiert sie sie beherzt, mal wendet sie Grifftechniken an, bei denen man vorsichtig wäre sie jetzt unbedacht zu erzürnen, da ihr augenblicklicher Eingriff sonst irreparable Spätfolgen nachsichziehen könnte.

Noch bin nur sehr zufrieden, schon bald werde ich befriedigt sein. Ein schöner Nebeneffekt dieser regelmäßigen Handentspannungen ist das Einüben der Ejakulationskontrolle. Denn Coco ist eine schlichtweg schonungslose Schwanzanalytikerin, die einfühlsam spürt, was gerade in dem Mann vorgeht, ihr Vorgehen dosiert und einen tollen Job macht. Einfach genial, sich für zehn Euro von einem Vamp mit der Hand entspannen zu lassen. Und sie spürt sofort, dass meine Eichel nach den Fontänen, die knapp meinen Bauchnabel verfehlen und damit keine Rekordweite erzielen, extrem berührungsempfindlich ist, sodass sie mich auf höchst angenehme Weise nur am Schaft ausschüttelt und anschließend sorgsam auspressend vom Druck befreit. Da kann man nicht meckern.

Unglaublich, wie zahlreich die zum Befriedigungsamüsement ungeduldig vorm Haus tigernde Baggage ist. Verständlich, dass sie zwar beim Wichsen die Ruhe weg hatte, ich aber beim Anziehen etwas zur Eile getrieben werde. „Bist du noch nicht fertig?“ Vielleicht bin ich ja zu fertig, weil sich meine zitternden Knie noch immer nicht ganz beruhigen konnten.

Ein Schichtplan, aus dem die Anwesenheitszeit der Damen hervorginge, wäre der einzige Verbesserungsvorschlag, den ich für diesen exzellenten Massagesalon hätte. Sodass man weiß, wann seine Lieblingsfrau anwesend ist. Im Grunde genommen, so lautet mein Resümee, kann man sich gar nicht für die falschen weiblichen Hände entscheiden. Hoffentlich findet die grandiose Geschäftsidee für den kleinen Geldbeutel bald eine Fortsetzung.