Natürlich nur aus rein wissenschaftlicher Neugier nutze ich die Wichsersfreundwoche für mehrere Qualitätsprüfungen der anderen Masseurinnen. Meinem Forscherdrang ist es geschuldet, dass ich möglichst alle Dienstleisterinnen auf Hand und Herz persönlich ausprobieren will. Zur Anwendung gelangt mein rein subjektiver Spritz-und-Go-Test, mit dem ich mir eine Meinung über erkaufte handwerkliche Leistungsfähigkeit zutraue.

Merkwürdig, ich bin diesmal aufgeregter als bei meinem Premierenbesuch und versuche meine Nervosität zu vertreiben, indem ich einmal um den Block laufe. Wobei ich gleich zweimal dem Postboten auf dem Fahrrad direkt in die Arme laufe. Entweder bin ich schon leicht paranoid, weil ich sein verschmitztes Grinsen womöglich völlig überinterpretiere, oder ich sollte mal dringend damit aufhören, mir immer zu viele Gedanken zu machen. Entschlossen schreite ich durch die offene Gartenpforte, gehe die fünf maroden Steinstufen hoch und klingle.

„Guten Morgen“, begrüßt mich Liz im Negligee an der Wohnungstür, „komm doch rein.“ Ob es denn mein erstes Mal wäre, werde ich gefragt. „Nein, ich war schon einmal hier.“ – „Bessa als keenmal“, lautet ihre pfeilschnelle Replik mit berlinerischer Färbung, die auf trockenen Humor schließen lässt. Man kommandiert mich höflich zum Warten im Flur auf eine etwas in die aufgerauten Jahre gekommene lederne Besetzungscouch, wo ich wie angewiesen Platz nehme. Es stellen sich nacheinander, mit kurzer In-sich-Heineinhorchbedenkzeit der eigenen Befindlichkeit, zwei Frauen vor. Offenbar ist dies die normale Notgeilbesetzung zur Lebemannschlafenszeit um 10:30 Uhr.

Gletschereisbonbons – überall liegen diese Gletschereisbonbons in Schalen herum. Dass ich mich für Liz entscheiden würde, war mir schon klar, als sie die Tür öffnete. Wir besprechen die Formalitäten, sie verschwindet mit meinem Zehn-Euro-Schein nicht etwa auf nimmer-, sondern auf erstaunlich schnell wiedersehen, sodass ich mit dem Ausziehen, ich habe die Marotte alles ordentlich gefaltet auf einem Haufen zu legen und die Strümpfe in meine Schuhe zu stopfen, noch gar nicht fertig bin. Sie beschaut durchaus mit Respekt meinen textilen Turmbau, breitet ein großes Badehandtuch auf der Liege aus und klappt die Kopfstütze leicht nach oben. „Damitte och allet jut sehen kannst, wa.“

Ist das Leben nicht schön? Ich genieße ein wenig das Machtgefälle des Augenblicks, denn ich liege vollkommen nackt vor einer bekleideten Frau. Die tropft lässig Öl auf eine bestimmte Körperstelle. Sämtliche lebenswichtige Organfunktionen sind damit auf ein Mindestmaß von meinem Körper runterreguliert worden, da aktuell alles dem Ziel Befriedigung zu erlangen untergeordnet ist.

Liz legt wunderbar sanft los, indem sie nicht nur meinen Schwanz und den Hodensack vollständig einbalsamiert, sondern genauso die Region bis zum Bauchnabel aufwärts und bis zu den Innenseiten der Oberschenkel abwärts. Sehr erotisch. Dann tastet sie sich immer von einem möglichst weit entfernten glitschigen Punkt zu meiner Eichel vor. Es ist also jedes Mal eine gewisse Distanz für die Hand zurückzulegen, wohin sie sich ganz langsam streichelnd drauf zubewegt. Ich schaue mir Liz etwas genauer an. Hab ja gerade nichts anderes um die Ohren. Sie ist bestimmt zehn Jahre älter als angegeben, es ist witziger Weise eine Art Berufskrankheit, dass eine Sexarbeiterin offiziell ab ihrem neununddreißigsten Lebensjahr partout nicht mehr älter wird.

Liz, mit einem kleinen Damenbauch, mit einem farbigen Blumentattoo an ihrem linken Oberarm und ein paar Lachfältchen um die Augen, wo ihr wunderbar direkter Humor ein Zeichen setzte, und zwei senkrechten Zornesfältchen zwischen den Augenbrauen, die womöglich ein Beleg dafür sind, dass sie es im Leben nicht immer leicht hatte. Mir ist vor allem warm um den Schwanz. Es ist sehr angenehm.

„Icke möchte och ma nen Mann sein und wissen, wie sich ditte anfühlt“, lacht mich Liz an und konzentriert sich dann gleich wieder auf ihre kreisenden Bewegungen, auf die abwechselnd mit beiden Händen vom Schaft bis zur Eichelspitze nur von unten nach oben durchgeführten Ausstreichungen. Und da sie meine Erregung spürt, reduziert sie etwas die kumulierende Dynamik, indem sie vorwiegend meinen Schaft und meinen Hodensack bespielt, der Eichel und dem Frenulum ein Durchschnaufen ermöglicht. Das ist ganz großartig. Denn damit sorgt sie dafür, dass ich die zehnminütige Behandlungszeit voll auskosten kann. Und sie bringt dann sogar noch eine fast sekundengenaue Punktlandung zustande. Eine erfahrende Frau, die meine Geilheit kolossal im Griff hat, sie problemlos dahin steuert, wo es ihr gerade beliebt. Sie ist in den letzten Minuten sehr fokussiert auf meinen Schwanz und bringt mich nicht etwa hart wichsend, sondern irgendwie die letzten Meter zum Point-of-no-return ganz, ganz langsam hoch, wonach ich derart eruptiv mein Sperma rausschieße wie mir dies nur noch schwach aus Jugendtagen erinnerlich ist.

„Wie siehst du denn aus? Das ist ja eklig, wasch dich mal“, reicht sie mir Papier- und feuchtes Wichs-und-Weg-Tuch. Liz lässt es sich allerdings nicht nehmen, mein Sperma vom Bauch abzutupfen, danach kurz die Schwere des vollgesogenen Papiertuch wiegend in der Hand zu taxieren und feststellen: „muss allet raus sein - nu biste entspannt für nen entspannten Wochenanfang.“

Auf dem Badehandtuch zeichnen sich sowohl größere Ölklekse und der ziemlich deutliche Transpirationsabdruck meines Gesäßes ab. Mein Gott, habe ich wirklich so geschwitzt?

Eine reservierte Verabschiedung, die sich unversehens zum lockeren Austausch von Komplimenten entwickelt. „Gute Geschäfte und nicht nur Schnäppchen-Schnellspritzer wie mich“. Und es ist kurz vor der Umarmung.