Heute im Anzeiger von Uster...

Zu viel Licht im Rotlichtquartier
Sexclubs im Zentrum sorgen für Frust statt Lust

Gleich drei Sexetablissements buhlen im Wetziker Zentrum um Freier. Die Eigentümerschaft wirbt mit störender Beleuchtung und führt eine fragwürdige Parkplatzpolitik. Die Anwohner sind empört.

Gerold Schmid und Stefan Krähenbühl

Freitagabend an der Alten Notariatsstrasse im Zentrum von Wetzikon. Nach Einbruch der Dämmerung beginnt das farbenfrohe Chaos. Fassaden werden mit Scheinwerfern grün angeleuchtet, rote Lichterketten vermischen sich mit dem Grün, dazu nervöses Blinken weiterer Lichter: Die Sexclubs im Quartier scheuen keine Mühe, um Freier anzulocken. Zum Ärger der Anwohner.

«Seit wir im April hier eingezogen sind, hat der Liegenschaftenbesitzer immer mehr Lichter an seinem Etablissement angebracht», ärgern sich die Bewohner der Alten Notariatsstrasse 3. Sie wollen anonym bleiben - aus Angst vor Repressalien.
Von der Abend- bis zur Morgendämmerung zünden die Lichter in ihre Wohnungen.

Doch die Lichter sind nur das Eine. Zwei Clubs haben freitags und samstags bis 7 Uhr morgens geöffnet. Was das heisst, beschreibt einer der Anwohner so: «Mitten in der Nacht, um 3 Uhr, fahren Autos vor, lassen den Motor laufen, die Radios werden aufgedreht, Türen zugeknallt.»
«Diskretes Parken» trotz Verbot

Die Nähe zum Wetziker Rotlichtquartier tangiert auch das Altersheim Am Wildbach. Im Internet empfiehlt einer der Sexclub-Betreiber seinen publikumsscheuen Gästen, die Parkplätze des Wohnheims zu benützen. «Du kannst Dein Auto diskret beim Alterswohnheim an der Spitalstrasse 22 parkieren und über die kleine Brücke zu uns laufen», so die Aufforderung. Heimleiter Urs Brunschwiler reagiert genervt. «Wir sind aus Kapazitätsgründen sowieso schon auf jeden Parkplatz angewiesen.»

Um unerwünschte Gäste abzuschrecken, warnt die Heimleitung mit einer Verbotstafel vor möglichen Folgen des Falschparkens. Dadurch erhält die Aufforderung der Salonbetreiber strafrechtlich Relevanz. Gemäss dem Statthalteramt Hinwil handelt es sich um Anstiftung zur Gesetzesübertretung. Theoretisch ein strafbarer Akt - in der Praxis ein Fall für richterliches Ermessen.

Vorerst will sich Urs Brunschwiler rechtliche Schritte aber vorbehalten. Erst fordere er die Betreiber der Clubs auf, ihre Kunden über das Parkverbot zu orientieren. «Sollten dennoch Freier bei uns parkieren, müssen wir uns weitere Massnahmen überlegen.» Seit einigen Tagen ist die Empfehlung von der Webseite des Massage50-Clubs verschwunden. Offen bleibt, bei wie vielen Stammgästen die «diskrete Parkmöglichkeit» bereits zum Usus wurde.

Unverständlich: Während der Betreiber des Massagesalons auf fremde Parkplätze verwies, versuchte der Eigentümer der Überbauung, die Plätze hinter dem Haus an Externe zu vermieten.
Neue Parkplätze nicht bewilligt

Ebenfalls von der Parkplatzsituation betroffen ist das Kino Rio. Als Mieter im Gebäudekomplex an der Alten Notariatsstrasse haben die Kinobetreiber seit jeher ein Mitbenutzungsrecht auf die Plätze rund um die Liegenschaft. Dennoch hat der Vermieter kürzlich alle Parkplätze beim Kinoeingang als sein Eigentum beschildert - und droht Falschparkierern mit dem Abschleppdienst. Rio-Betreiber Nussbaum ärgert sich: «Unsere Gäste sind verunsichert. Dabei haben sie nach Mietvertrag das Recht, alle Parkplätze zu nutzen.»